Das Wichtigste in Kürze
- Die Kombination von Data Mesh und Data Lakehouse vereint organisatorische Dezentralität mit technologischer Effizienz – für eine skalierbare, flexible und zukunftsfähige Datenarchitektur.
- Fachbereiche übernehmen Verantwortung für ihre Datenprodukte, während eine zentrale Plattform einheitliche Standards, Self-Service und hohe Performance ermöglicht.
- Unternehmen profitieren von mehr Agilität, verbesserter Governance und schnelleren datenbasierten Entscheidungen.
Was ist Data Mesh?
Data Mesh ist ein modernes organisatorisches und architektonisches Paradigma im Datenmanagement, das einen radikalen Perspektivwechsel einleitet: Weg von zentralisierten Datenplattformen – hin zu dezentraler Datenverantwortung.
Im Zentrum von Data Mesh steht die Domänenorientierung. Das bedeutet: Die Verantwortung für Daten liegt nicht mehr ausschließlich bei einem zentralen IT-Team, sondern bei den jeweiligen Fachabteilungen oder Geschäftsbereichen. Diese Domänen kennen ihre Daten am besten und können sie so gezielt weiterentwickeln und bereitstellen.
Ein zentraler Gedanke: Daten als Produkt. Jede Domäne behandelt ihre Daten wie ein eigenständiges Produkt – mit klar definierten Schnittstellen, hoher Qualität und zuverlässiger Verfügbarkeit. Nutzer anderer Fachbereiche oder Systeme können sich auf diese Datenprodukte verlassen – wie auf jede andere professionelle Dienstleistung auch.
Damit das funktioniert, braucht es eine solide technische Grundlage. Eine Self-Service-Infrastruktur stellt sicher, dass Fachabteilungen ihre Datenprodukte effizient entwickeln, betreiben und weitergeben können – unabhängig, aber dennoch abgestimmt auf gemeinsame Standards.
Diese Standards werden durch eine Federated Governance gesichert. Dabei geht es nicht um zentrale Kontrolle, sondern um ein gemeinsames Regelwerk, das von allen Domänen mitgetragen wird. Es schafft einen Rahmen, in dem Innovation, Qualität und Sicherheit Hand in Hand gehen.

Was ist ein Data Lakehouse?
Ein Data Lakehouse ist ein innovatives Architekturmodell, das zwei Welten zusammenbringt: die Flexibilität und Skalierbarkeit eines Data Lakes mit der Struktur und Zuverlässigkeit eines Data Warehouses.
Was bedeutet das konkret? Unternehmen können sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Daten zentral speichern – kostengünstig und in großem Umfang. Gleichzeitig stehen ihnen alle Funktionen zur Verfügung, die sie aus der klassischen Business Intelligence kennen: performante Abfragen, Datenmodellierung und standardisierte Berichte.
Ein wesentlicher Vorteil: Data Lakehouses unterstützen ACID-Transaktionen. Dadurch sind Daten konsistent und verlässlich – auch bei parallelen Schreib- und Lesezugriffen. Das ist ein entscheidender Faktor für viele geschäftskritische Anwendungen.
Technologisch wird das Konzept unter anderem durch Lösungen wie Delta Lake, Apache Iceberg oder das Databricks Lakehouse, integriert in eine Platform wie z.B. Microsoft Fabric umgesetzt. Diese Technologien ermöglichen eine leistungsstarke Analyse direkt auf den Rohdaten – ohne dass sie zuvor in ein separates Warehouse überführt werden müssen.
Was bedeutet die Kombination?
Die Verbindung von Data Mesh mit einem Data Lakehouse vereint organisatorische und technologische Stärken – und schafft die Basis für eine moderne, skalierbare und verantwortungsvolle Datenarchitektur.
Auf der organisatorischen Ebene folgt das Modell den Prinzipien von Data Mesh: Die Verantwortung für Daten liegt dezentral bei den Fachbereichen oder Geschäftsbereichen. Jede Domäne kennt ihre Daten, gestaltet ihre Datenprodukte eigenverantwortlich und übernimmt damit die Qualitätssicherung sowie die Bereitstellung.
Gleichzeitig sorgt die technologische Basis – das Data Lakehouse – für ein leistungsfähiges, flexibles und kosteneffizientes Fundament. Hier können verschiedenste Datenformate gespeichert, verarbeitet und analysiert werden – strukturiert, semi-strukturiert oder unstrukturiert.
Das Zusammenspiel beider Ansätze funktioniert so:
Die fachlichen Domänen liefern ihre Datenprodukte in ein zentrales Lakehouse – nicht im Sinne einer zentralen Kontrolle, sondern als gemeinsame Plattform. Die Datenverantwortung bleibt dezentral, doch die technische Infrastruktur ist geteilt und ermöglicht effiziente Verarbeitung, hohe Performance und durchgängige Zugänglichkeit.
Governance, Datenqualität und Zugriffskontrollen werden in einem föderierten Modell geregelt: einheitliche Standards und Richtlinien – aber keine zentrale Steuerung. Jede Domäne handelt innerhalb eines klaren Rahmens, aber mit maximaler Eigenverantwortung.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Ein Unternehmen betreibt seine Data-Lakehouse-Plattform in der Cloud – etwa auf AWS oder Azure. Die Abteilungen Marketing/Vertrieb, Finanzen und Produktion pflegen ihre Datenprodukte jeweils selbstständig. Über einheitliche Schnittstellen und Metadaten machen sie diese für andere Fachbereiche zugänglich – nachvollziehbar, standardisiert und wiederverwendbar.
Vorteile der Kombination für Unternehmen

Die Kombination aus Data Mesh und Data Lakehouse bringt für Unternehmen eine Vielzahl strategischer und operativer Vorteile mit sich – besonders in datenintensiven Umfeldern.
Skalierbarkeit und Flexibilität
Durch die technologische Basis eines Lakehouse lassen sich große Datenmengen unterschiedlichster Formate performant speichern und analysieren – ohne starre Strukturen. Gleichzeitig ermöglicht das Data-Mesh-Prinzip eine flexible Skalierung der Organisation: Neue Datenprodukte können dezentral entwickelt und integriert werden, ohne das zentrale System zu belasten.
Daten-Demokratisierung und Self-Service BI
Fachbereiche erhalten direkten Zugriff auf die Daten, die sie benötigen – ohne Umwege über zentrale IT-Abteilungen. Das fördert die Eigenverantwortung und beschleunigt Entscheidungsprozesse. Self-Service BI wird dadurch Realität: Business-Anwender können Daten analysieren, Berichte erstellen und neue Erkenntnisse gewinnen – schnell, sicher und unabhängig.
Effizientere Governance und Compliance
Statt zentraler Kontrolle sorgt ein gemeinsam getragenes Regelwerk für konsistente Standards in Qualität, Sicherheit und Zugriffskontrolle. Durch das föderierte Governance-Modell lassen sich Compliance-Vorgaben flexibel und domänenspezifisch umsetzen – ohne an Agilität zu verlieren.
Herausforderungen bei der Integration
So groß die Potenziale von Data Mesh und Data Lakehouse sind – die Kombination dieser beiden Ansätze bringt auch Herausforderungen mit sich, die nicht unterschätzt werden sollten.
Technologische Anforderungen
Ein Lakehouse ist technisch anspruchsvoll: Es benötigt skalierbare Cloud-Infrastrukturen, moderne Speicher- und Verarbeitungstechnologien sowie Schnittstellen für die Integration verschiedener Datenquellen. Ohne fundierte Architekturentscheidungen und eine saubere technische Umsetzung kann die Plattform schnell an ihre Grenzen stoßen.
Reifegrad der Organisation
Nicht jedes Unternehmen ist sofort bereit für diesen Paradigmenwechsel. Der Erfolg hängt stark vom Reifegrad der Organisation ab – sowohl technisch als auch kulturell. Data Mesh erfordert eine unternehmensweite Datenstrategie, das nötige Fachwissen in den Domänen und ein hohes Maß an Eigenverantwortung.
Komplexität in Governance & Organisation
Ein dezentraler Ansatz erfordert ein Umdenken in der Organisation. Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozesse müssen klar definiert sein – sonst drohen Inkonsistenzen, Dateninseln oder unklare Zuständigkeiten. Eine funktionierende federierte Governance verlangt gute Abstimmung, klare Standards und eine starke Kommunikationskultur.
Best Practices für die Umsetzung

Die erfolgreiche Kombination von Data Mesh und Data Lakehouse braucht mehr als Technologie – sie erfordert eine durchdachte Vorgehensweise und ein strukturiertes Change Management. Die folgenden Best Practices haben sich in der Praxis bewährt:
1. Schrittweise Einführung
Der Wandel hin zu einer dezentralen Datenorganisation sollte nicht auf einen Schlag erfolgen. Beginnen Sie mit Pilotprojekten in ausgewählten Domänen, sammeln Sie Erfahrungen und skalieren Sie schrittweise. So lassen sich Risiken minimieren und Erfolge schneller sichtbar machen.
2. Data Domains definieren
Eine klare Aufteilung der Datenverantwortung ist essenziell. Identifizieren Sie geeignete Data Domains entlang der fachlichen Strukturen Ihres Unternehmens – etwa nach Abteilungen, Geschäftsbereichen oder Ländern. Jede Domäne sollte eigenverantwortlich Datenprodukte bereitstellen und pflegen und dafür auch geeignete Teams bereitstellen.
Erfolgskritisch ist hierbei der unternehmensspezifisch zu definierende Domänenzuschnitt. Domänen dürfen wegen kaskadierender Abhängigkeiten von gemeinsam genutzten Datenprodukten nicht zu kleinteilig definiert werden, andererseits führen zu große Domänen wieder zu einer hohen Zentralisierung, die die Agilität und time-to-market hemmen kann.
3. Rollen und Verantwortlichkeiten klären
Ein funktionierendes Modell lebt von klaren Zuständigkeiten. Definieren Sie Rollen wie Data Product Owner, Domain Data Steward oder Platform Owner – und statten Sie diese mit klaren Rechten, Pflichten und Entscheidungsbefugnissen aus. So schaffen Sie Verbindlichkeit und Transparenz.
4. Geeignete Tools und Technologien auswählen
Technologische Entscheidungen bilden das Rückgrat der Architektur. Setzen Sie auf erprobte Lakehouse-Plattformen wie Databricks oder Snowflake, und nutzen Sie moderne Werkzeuge für Datenkatalogisierung, Governance und Self-Service BI. Die technologische Basis muss skalierbar, sicher und zukunftsfähig sein.